«Der Bahnschalter muss offen bleiben»

Ein Runder Tisch zur Bahnschalter-Petition in Teufen fand am vom 15. Februar 2018 statt.

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Am 15. September 2017 kommunizierten die Appenzeller Bahnen, dass die Verkaufsstelle Teufen per Ende 2018 geschlossen werde. Anstelle der klassischen Verkaufsstelle wird es dann möglich sein, ein Ticketsortiment im Mercato-Shop zu beziehen oder sich an die Verkaufsstellen in Appenzell oder Heiden zu wenden. Mit dieser Massnahme zeigten sich viele Teufnerinnen und Teufner unzufrieden und es war letztendlich Walter Bosshard, welcher eine Petition mit dem Titel «Der Bahnschalter muss offen bleiben» lancierte. Innert kürzester Zeit unterstützten 1‘024 Personen die Petition, welche am 17. November 2017 dem Gemeinderat übergeben wurde. Im Petitionstext verweist der Initiant der Petition auf den we-fallenden Service sowie die kompetente und freundliche Beratung vor Ort bei der Zusammenstellung und Reservation von zum Teil komplizierten Gruppenreisen. Mit dem Schlusssatz «Wir möchten den Gemeinderat bitten, zusammen mit den Appenzeller Bahnen diese Problematik zu überprüfen.» bringen die Petitionäre ihre Erwartungshaltung gegenüber dem Gemeinderat Teufen zum Ausdruck.

Der Gemeinderat hat sich im Dezember 2017 mit der Petition auseinandergesetzt und dabei grosses Verständnis für die Anliegen der 1‘024 Personen aufgebracht. Obwohl der Betrieb eines Bahnschalters nicht im Verantwortungs- und Aufgaben-bereich der Einwohnergemeinde liegt, ist sich der Gemeinderat seiner Verantwortung bewusst. Zudem beurteilt der Gemeinderat den gewählten Zeitpunkt für die Schliessung des Bahnschalters während der Bauzeit der Ortsdurchfahrt als nicht ideal. Daher hat der Gemeinderat beschlossen, als Vermittler zwischen den Petitionären und den Appenzeller Bahnen zu agieren und hat zu diesem Zweck einen Runden Tisch mit allen Beteiligten einberufen. Am 15. Februar 2018 trafen sich die Petitionäre Walter Bosshard und Jakob Brunnschweiler mit dem Direktor der Appenzeller Bahnen AG Thomas Baumgartner und der Leiterin Marketing und Verkauf Sabrina Huber. Seitens Gemeinde waren Gemeindepräsident Reto Altherr, Gemeinderat Roger Stutz und Gemeindeschreiber Philipp Riedener anwesend.

Am Runden Tisch nutzen die Petitionäre nochmals die Gelegenheit, auf ihre Anliegen hinzuweisen und auch konkrete Lösungsansätze vorzuschlagen. Insbesondere die Unterstützung und Beratung bei der Organisation von Reisen sowie die Möglichkeit, kurzfristige Änderungen vor Ort zu organisieren, würden nach der Schliessung fehlen. So sollten aus Sicht der Petitionäre die Dienstleistungen des Schalterpersonals besser beworben werden, damit dieser Service aufgewertet wird. Gegebenenfalls solle man einen Teilzeitschalter in Betracht ziehen, der durch einen Mitarbeitenden aus Appenzell zu definierten Zeiten geführt wird. Der Direktor der Appenzeller Bahnen erklärt, dass sie sich diese Überlegungen im Rahmen der Analysen vor der Ankündigung der Schalterschliessung ebenfalls gemacht haben. Allerdings sind die Fixkosten für die Infrastruktur derart hoch, dass sich dies finanziell nicht rechnet. Eine ebenso grosse Herausforderung sei die Rekrutierung der Mitarbeiter. Letztendlich ist es aber der wirtschaftliche Druck, welcher die Appenzeller Bahnen zu diesem Schritt bewogen hat.

In Teufen sind in den letzten drei Jahren die Umsätze hauptsächlich wegen der automatischen Abonnementsverlängerungen auf dem SwissPass um mehr als die Hälfte gesunken. Jeder Gewerbebetrieb ist in so einer Situation gezwungen, Massnahmen zu ergreifen. Erschwerend kommt wie erwähnt hinzu, dass es für derartige Stellen immer schwieriger wird, geeignetes und gut ausgebildetes Personal zu finden. Heute wird in der Berufsbildung viel Wert auf die Spezialisierung gelegt. Das hat den Vorteil von sehr kompetenten Verkaufsmitarbeitern. Diese werden vor allem in den grösseren Reisezentren eingesetzt und finden im ländlichen Raum kaum die nötige Herausforderung. Durch die Verlagerung der einzelnen Geschäfte auf andere Verkaufskanäle wie Internet, Apps und Automaten verliert die Tätigkeit des lokalen Verkaufs auch immer mehr an Attraktivität. Die angestrebte Lösung mit dem Verkauf von Bahndienstleistungen und –produkten via Mercato-Shop ist in anderen Regionen bereits erfolgreich umgesetzt worden. Dass der Zeitpunkt der Schliessung nicht ideal ist, sehen auch die Vertreter der Appenzeller Bahnen so. Dies hängt jedoch mit der Pensionierung der langjährigen Mitarbeitenden zusammen. Und man habe eine Lösung gefunden, dass besagte Mitarbeiterin während des Bahnunterbruchs in diesem Jahr den Schalter weiterbetreibt, obwohl sie eigentlich im Frühjahr 2018 in Pension gegangen wäre.

In den sehr sachlich und kontrovers geführten Diskussionen haben die Appenzeller Bahnen die bisher noch nicht ersetzten, wegfallenden Dienstleistungen aufgenommen. Sie werden nun mögliche Alternativen prüfen. Zudem wurde in Aussicht gestellt, eine Übersicht über die neuen Verkaufskanäle der einzelnen Dienstleistungen zu erstellen. Eine weitere Idee die noch vertieft geprüft wird, ist die Möglichkeit von Schulungen in den neuen Verkaufskanälen zum Beispiel via Seniorissimo. Bereits über einen Dienstleistungsvertrag geregelt ist der Billettverkauf und die Schulung des Verkaufspersonals des Mercato-Shops, damit der Verkauf eines leicht eingeschränkten Sortimentes und die Beratung über die in den Shops verkauften öV-Produkte sichergestellt ist.

Ende März werden sich die Vertreter aller Parteien nochmals zusammensetzen und es ist aufgrund des positiven ersten Gesprächs anzunehmen, dass für die Anliegen der Petitionäre mit guten Alternativen Lösungen vorliegen werden und der Runde Tisch zu einem für alle Seiten befriedigenden Ergebnis führen wird.

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