Sitzungszimmer im Bundeshaus nach Carl Lutz benannt

Der in Walzenhausen geborene Diplomat und Judenretter Carl Lutz ist heute Montag im Bundeshaus verewigt worden. In Anwesenheit von Bundesrat Ignazio Cassis wurde im Westflügel ein Sitzungszimmer auf den Namen «Salle Carl Lutz» eingeweiht.

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Es handelt sich dabei um die erste offizielle bleibende Würdigung des Schweizers, wie das Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) heute mitteilte. Das ausgewählte Sitzungszimmer sei eines der wichtigsten des EDA. Dort würden wichtige aussenpolitische Entscheidungen getroffen.

Carl Lutz hatte während seiner Amtszeit als Botschafter in Budapest zwischen 1942 und 1945 rund 62’000 Juden vor der Deportation gerettet. Ohne offizielle Unterstützung aus Bern fand er mit seiner Ehefrau Wege, die Verschleppung tausender jüdischer Menschen zu verhindern.

Zusammen mit dem Leiter des Budapester Palästina-Amtes, Moshe Krausz, entwickelten sie die Idee, Juden durch die Ausstellung von «Schweizer Kollektivpässen» dem Zugriff der Nazis zu entziehen. Wer einen solchen Pass hatte oder darin eingetragen war, stand unter dem Schutz der Schweizer Gesandtschaft.

Sein Wirken gilt als die grösste bekannte zivile Rettungsaktion für Juden während des zweiten Weltkriegs. Dreimal wurde Lutz für den Friedensnobelpreis nominiert. Israel verlieh ihm als ersten Schweizer den Ehrentitel «Gerechter unter den Völkern». Von Deutschland erhielt er das Grosse Bundesverdienstkreuz. Die Vereinigten Staaten ehrten ihn drei Jahre nach dem Krieg mit der «Liberty Medal» für besonderen Mut.

Mit diesem Akt der Anerkennung unterstreiche der diesjährige Schweizer Vorsitz der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) sein Engagement für die Zielsetzungen der Allianz, schreibt das EDA weiter. Die Organisation mit 31 Mitgliedstaaten will mit Forschung und Bildung sowie Gedenkstätten die Erinnerung an die Opfer des Holocaust wachhalten.

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