Martin Roth steigt zum Eidgenossen auf

Kuster und Hersche mit zweitem eidgenössischem Kranz - Christian Stucki kürt sich zum Schwingerkönig – Innerschweizer scheitern erneut.

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Christian Stucki krönt sich am eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Zug nach einem Blitzsieg gegen den Innerschweizer Joel Wicki zum neuen Schwingerkönig. Die Appenzeller erleben derweil Freud und Leid auf einer Linie. Mit Martin Roth, Marcel Kuster und Martin Hersche sichern sich die Appenzeller drei der insgesamt zehn NOS-Kränze.
Die Appenzeller gestalteten das diesjährige eidgenössische Schwingfest vor rund 56’500 Zuschauerinnen und Zuschauer aktiv mit. Der Herisauer Martin Roth gewinnt sein erstes eidgenössisches Eichenlaub. Bereits der erste Tag verlief zugunsten von Roth, konnte er doch mit drei Siegen und einer Punkteteilung gegen den Berner Eidgenossen Thomas Sempach in der Spitzengruppe mithalten. Im Morgenprogramm war Roth, welcher erst letztes Jahr seinen ersten Teilverbands- und Bergkranz erkämpfen konnte, die Nervosität anzumerken. Entsprechend unglücklich seine zwei Niederlagen, auch wenn er mit Kilian von Weissenfluh und Andreas Ulrich zwei Hochkaräter zugeteilt bekam. Im Kranzausstich kämpfte er sich allerdings souverän zurück und erhielt eine entsprechende Chance. Gegen den Berner Oberländer Patrick Gobeli, selbst Anwärter auf den ersten eidgenössischen Kranz, behielt Roth die Nerven und kämpfte sich nach intensivem Kampf souverän zu seinem ersten eidgenössischen Eichenlaub.
Mit Marcel Kuster und Martin Hersche erkämpften sich zwei weitere Appenzeller das begehrte Eichenlaub. Nach ihrem ersten Kranzgewinn vor drei Jahren in Estavayer dürfen sie sich nun bereits das zweite Mal über eidgenössisches Eichenlaub erfreuen. Dies ist umso erfreulicher, und in gewisser Art auch erstaunlicher, als dass sich beide Athleten immer wieder mit Verletzungen abzumühen hatten. Hersche verpasste praktisch die ganze Saison und gab erst Ende Juli sein Comeback auf den Schwingplätzen. Der Start in den Saisonhöhepunkt misslang allerdings beiden Schwingern völlig. Doch nach und nach konnten sie wieder an Boden gewinnen. Eine interessante Anekdote ist zudem, dass mit dem Berner Eidgenossen Bernhard Kämpf wohl für beide Schwinger der gleiche Gegner der Schlüssel zum Erfolg war. Während ihn Hersche im siebten Gang bezwingen konnte, tat ihm dies Kuster im alles entscheidenden Gang gleich.
Aus Appenzeller Sicht war auch der Wettkampf von Markus Schläpfer und Andrin Poltera erfreulich. Im Nachhinein blieben im achten Gang zwar beide Schwinger ohne Kranzchance, allerdings wusste man dies nach dem siebten Gang noch nicht. Besondere Achtung gilt hierbei dem jungen Herisauer Poltera, welcher erst aufgrund einer verletzungsbedingten Absage im NOS-Team die definitive Qualifikation erhalten konnte. Umso beeindruckender sein Auftritt, wobei die acht Gänge definitiv als Erfolg bewertet werden können. Schläpfer konnte mit einer starken Leistung ebenfalls am Kranzgewinn schnuppern, vermochte allerdings im achten Gang nicht sein ganzes Können abzurufen.
Unglücklicher verlief der Wettkampf für die restlichen Appenzeller. Der grösste Pechvogel war Michael Bless. Nach aussichtsreicher Position für seinen vierten eidgenössischen Kranz verletzte er sich im alles entscheidenden Gang gegen den Berner Oberländer Thomas Inniger. Mit dieser Verletzung war gleichzeitig auch seine Niederlage besiegelt und somit auch das angestrebte Eichenlaub. Bereits nach fünf Gängen musste sein Klubkollege Raphael Zwyssig den Wettkampf ebenfalls verletzungsbedingt beenden. Über den genauen Gesundheitszustand der beiden Gaiser Eidgenossen ist zurzeit allerdings noch nichts Genaueres bekannt.
Roman Wittenwiler wie auch Reto und Thomas Koch mussten an ihrem ersten eidgenössischen Schwingfest noch Lehrgeld bezahlen. Allerdings verblieben auch sie zumindest einmal siegreich, auch wenn es am Ende nicht für die zweite Wettkampfhälfte gereicht hat. Sechs Gänge absolvieren konnten Urs Giger und Thomas Kuster. Das Vormittagsprogramm am Sonntag brachte den beiden Schwingern allerdings nicht das nötige Wettkampfglück, weshalb am Ende die nötigen Punkte für den Kranzausstich fehlten.
Die Ausgangslage vor dem Schlussgang war klar. Der Seeländer Hüne Christian Stucki, mit 1.25 Punkten Rückstand auf den Innerschweizer Hoffnungsträger Joel Wicki, könnte sich nur zum König krönen, wenn er den Gang gewänne. Jedes andere Resultat hätte den Innerschweizern nach 1986 den zweiten und ersehnten Königstitel gebracht. Joel Wicki seinerseits trat an beiden Tagen so dominant auf, als dass alle Zeichen für den Innerschweizer standen. Es sollte nicht so kommen – bereits nach 41 Sekunden konnte Wicki einem Angriff von Stucki nicht widerstehen. Der 34-jährige Stucki krönt sich somit zum ältesten Schwingerkönig aller Zeiten und komplettiert zudem den Schwinger Grandslam (Unspunnen, Kilchberg, Schwingerkönig), was vor ihm erst Jörg Abderhalden geschafft hat. Trotz der Niederlage klassiert sich auch Wicki im ersten Rang, allerdings nicht als Schwingerkönig, sondern als Erstgekrönter. Besonders bitter für die Innerschweizer: Nach Geni Hasler (1989) haben sie bereits den zweiten Erstgekrönten bzw. den zweiten Schwinger, welcher sich mit souveränem Vorsprung den Königstitel nicht holen konnte. Die weiteren Favoriten Orlik, Reichmuth und Giger klassierten sich am Ende auf dem dritten bzw. auf dem vierten Schlussrang – der angestrebte Sieg blieb allerdings aus.

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