Gross war der Andrang in der Aula Gringel und Damiana Vicini stellte fest, dass sie in ihrer bisherigen Amtszeit als Präsidentin keine Kirchhöri auf ein solches Interesse gestossen war. Dazu trug ebenfalls bei, dass erstmals auch die Ausländer stimmberechtigt waren. In ihrer Begrüssung betonte sie unter anderem, dass die Berichterstattung im Appenzeller Volksfreund einseitig gewesen sei und in ihrem Jahresbericht machte sie kein Geheimnis daraus, dass es ein turbulentes Jahr war.
Im Mittelpunkt des Interesses standen an diesem Abend personelle Fragen. Klar war: Für den bisherigen Kirchenrat war es die letzte Versammlung. Er war ohnehin nur noch in reduziertem Mass auf dem Podium präsent. Den Wahlen gingen gegenseitige Vorwürfe voraus und die Verdankung mit Blumen fand ebenfalls nur noch teilweise statt – teilweise flossen gar Tränen und das auf beiden Seiten. Es war eine äusserst emotionale Kirchhöri und wichtige Sachgeschäfte rückten in den Hintergrund.
Das Kirchenschiff auf Kurs bringen soll nun Erich Fässler, als neuer Präsident des Kirchenrates. Er wird unterstützt durch den Kirchenpfleger Markus Rusch sowie Kathrin Birrer, Markus Bartholet, Simon Fischli und Patricia Fritsche-Manser. Einzig Pfarrer Lukas Hidber blieb als Mitverantwortlicher vom alten Kirchenrat übrig. Er ist die Konstante in dieser schwierigen und emotionalen Rechnung.
Um 20:42 Uhr übernahm Erich Fässler die Verantwortung und Damiana Vicini räumte ihren Platz auf dem Podium. Zur Begrüssung der Stimmbürgerschaft betonte er, dass er sich traue. Diese Wahl basiert auf einem Vorschuss an Vertrauen, echtes Vertrauen müsse jedoch in der Alltagsarbeit aufgebaut werden. Er rief alle auf gemeinsam vorwärts zu gehen.
Der neue Kirchenrat übernimmt ein doppelt vorbelastetes Geschäft. Bis die negativen Emotionen vergessen sind, wird es noch eine Weile dauern und die Stimmberechtigten wiesen den Budgetvorschlag als unrealistisch zurück, zur Nachbearbeitung durch eben diesen neuen Kirchenrat. Auch die Senkung des Steuerfuss fand vor diesem Hintergrund keine Mehrheit.
Auf Kritik stiess ebenfalls das Ergebnis der Sanierung der Stephanskapelle. Was Damiana Vicini als erfreulich bezeichnet hatte, beurteilte Erika Koller als unbefriedigend. Stellvertretend für die Kreuzigungsgruppe sei ein einfaches Holzkreuz angebracht worden und geblieben sei eine weisse, fast kahle Wand. Es sei hart ausgerechnet in Innerrhoden für den Platz einer Kreuzigungsgruppe kämpfen zu müssen. Ihre Hoffnungen ruhen nun ebenfalls auf dem neuen Kirchenrat.